Altbaum im Exotenwald Weinheim gepflanzt 1874, 2012 ca. 38m hoch
ÜBERLEBENSFÄHIGKEIT
Da der Küstenmammutbaum bei uns als extrem klimaempfindliche Art bisher nur an begünstigten Orten erfolgreich kultiviert wurde ist das Kriterium Überlebensfähigkeit von zentraler Bedeutung. Diese wird insbesondere durch stark von heimatlichen Bedingungen abweichende Faktoren eingeschränkt. An erster Stelle ist hier die Frostempfindlichkeit zu nennen. Aus bisherigen älteren Versuchen ist bekannt, daß die Redwoods hierzulande kurzzeitige Tiefsttemperaturen bis -20°C wenn auch mit teils erheblichen Schäden überleben können sofern es sich um akklimatisierte ältere Exemplare handelt. Siehe hierzu auch einen Provenienzversuch aus 1984.
Zur Veranschaulichung der jeweiligen Klimate sind 3 Klimastationen ausgewählt. Das nördlichste Vorkommen in der Heimat wird durch die Klimastation Brookings/Oregon repräsentiert. Weiterhin Weinheim als Klimaoase und Heimat des höchsten älteren Küstenmammutbaumes in Deutschland und natürlich der Anbauort Unterensingen.
Ersichtlich sind die milderen Wintertemperaturen und kühleren Sommertemperaturen in der Heimat im Vergleich mit den deutschen Stationen. Außerdem ist die Sommerdürre der Heimat ersichtlich allerdings gemildert durch die Meeresnebel, wobei bei uns im Sommer ein Niederschlagshoch zu verzeichnen ist. Die Tatsache, daß der Altbaum in Weinheim immerhin 2012 38m erreicht hat ist jedoch vor allem der Tatsache geschuldet, daß er an einer sehr wasserzügigen Stelle steht und nicht den relativ mageren Niederschlägen.
Zu Brookings ist anzumerken, daß dort für die nördliche Lage ein außergewöhnich mildes Klima herrscht. Dies ist vor allem bedingt durch die topographische Lage um Brookings die warme Fallwinde begünstigt. Die etwas südlicher gelegenen in Californien anschließenden Bestände haben demzufolge ein etwas kühleres Klima.
ANBAUERFAHRUNG
In Unterensingen war die früheste Aussaat (siehe Herkünfte) 1980. Der Samen stammte aus dem nördlichsten Grove Jedediah Smith N.P / Smith River in Californien und einem extrem südlich gelegenen (Pheiffer Big Sure N.P.) beide 50-100m ü. NN. Kurz nach der Aussaat erfolgten mehrere extrem kalte Winter. Insbesondere der Winter 1984/85 (im Januar -24°C am Boden) und der Winter 1985/86 (-24°C am Boden Ende Februar) forderten ihren Tribut und zeigten die Grenzen auf. Während die südliche Herkunft frühzeitig ausfiel überdauerte ca. 40% der nördlichen Herkunft einschließlich des erstgenannten Winters 84/85, fiel dann aber im folgenden Winter fast komplett aus. Der starke Kälteeinbruch 1985/86 Ende Februar wirkte sich hier besonders verheerend aus. Auch eine Schneedecke von jeweils ca. 25cm konnte die Schäden nicht verhindern. Einige überlebende Pflanzen wurden jedoch vegetativ weitervermehrt. Darunter auch zwei Klone von Pflanzen die lediglich den Winter 1984/85 überlebt hatten, von denen sich jedoch einer als besonders wüchsig herausgestellt hat. Selektierte Stecklingspflanzen von einer früheren Aussaat in Kaldenkirchen (siehe Herkünfte) haben zu 50% überlebt.
Die folgenden Winter bis heute haben diese Tiefstwerte nicht mehr erreicht und fanden ihr Limit bei ca. -18°C. Jedoch gab es auch bei diesen weniger extremen Tiefsttemperaturen quer durch alle verwendeten Herkünfte deutliche Ausfälle. Auch die später gepflanzte Sonderherkunft Burgholz fiel zu 50% aus. Auffällig hier die starken Stammaustriebe im unteren Stammbereich - evtl. eine Reaktion auf Blattverlust im Winter. Auch die weit landeinwärts gelegene Herkunft Angwin fiel fast komplett aus. Zudem zeigte sie nur schwächeres Wachstum. Gleiches gilt für die Herkunft Six River N.P. Es ist jedoch zu bedenken, daß bei diesen Herkünften nur wenige Pflanzen verfügbar waren. Bei der Absaat des Altbaumes von Gleisweiler/Pfalz trat ebenfalls eine Enttäuschung ein. So gut wie alle Pflanzen zeigen Merkmale der Selbstbestäubung wie insbesondere schlechter Habitus und Wuchsschwäche. Auch die Frosthärte ist unterdurchschnittlich. Gleiches fiel an einer einzelnen Sämlingspflanze aus 2003 des Weinheimer Altbaumes auf, obwohl andere Redwoods dort benachbart stehen. Weitere 10 Sämlinge dieses Altbaumes aus 2009 zeigen ebenfalls schlechten Wuchs. Zur weiteren Abklärung wurden diese zusammmen mit anderen Herkünften ausgepflanzt.
Allerdings zeigen noch kleine vegetative Vermehrungen einer Naturverjüngung im Arboretum Tervüren/Belgien jetzt doch Vigorosität. Sie entstammen aber auch einem waldartigen Bestand in entsprechend milder Lage. Entgegen den großen Hoffnungen die man also auf hiesige Naturverjüngung gesetzt hat neigt diese offensichtlich weitgehend zur Schwäche und ist eher eine Verschlechterung der Mutterbäume. Ausnahmen will ich nicht gänzlich ausschließen. Dies steht im krassen Gegensatz zu den Erfahrungen die man mit hiesiger Naturverjüngung z.B. mit Douglasie oder Riesenlebensbaum gemacht hat. Bei diesen steht die Naturverjüngung gleichwertig neben den besten importierten Herkünften. Ursache scheint wie dargelegt klimatisch bedingte Selbstbestäubung zu sein. Desweiteren kann wohl nur ein waldartiger Bestand eine genügend große und dichte Pollenwolke erzeugen, die für eine ordnungsgemäße Bestäubung sorgt.
Auch die Selektion "Kalte Sophie" fiel leider nicht durch überragende Winterhärte auf. Evtl. etwas schwächer einzustufen als die Kaldenkirchener Selektion ist sie jedoch als brauchbar in ihren Eigenschaften einzustufen. Zur Kaldenkircher Selektion läßt sich Stand 2021 anmerken, daß wohl nur ein bis zwei Klone deutlich überdurchschnittliche Frosthärte aufweisen. Es scheinen aber zahlreiche weitere Klone dieser Absaat im Umlauf zu sein, die wohl nur durchschnittlich sind. Weitere Auslesen wie z.B. die Sorte Esveld scheinen ebenfalls gut winterhart zu sein. Stecklingspflanzen der Herkunft French Hill Road von der Grenze Californien/oOregon aus ca. 800m ü. NN. sind erst seit 2018 in der Erprobung. Entgegen ersten Befürchtungen liegt keine genetische Einengung vor. Auch hier variieren die Klone hinsichtlich der Frosthärte. Ein Sämling des Parkredwoods aus Mönchengladbach, ebenfalls stark bläulich benadelt wie der Herkunftsbaum hat sich im Winter 2020/21 im Vergleich mit Anderen als sehr gut winterhart erwiesen. Von einigen Autoren wird vermutet, daß speziell bei blaunadeligen Exemplaren eine erhöhte Frostresistenz vorliegen könnte.
Aus weiteren Aussaaten lassen sich sicherlich geeignete Pflanzen ähnlicher Winterhärte selektieren. Bis heute, Stand Frühjahr 2021, wurden weitere Herkünfte aus dem nördlichen Areal angepflanzt - siehe hierzu auch die Erläuterungen im Kapitel Herkünfte. Es bestätigt sich das was von anderen Fachleuten bereits angemerkt wurde - es gibt keine Herkunft , die als deutlich frosthärter als der Rest eingestuft werden kann. Bei isolierten Randpopulationen sind Inzuchteffekte vorhanden - was jedoch nicht ausschließt, daß ein größer Anteil gut veranlagt ist. Innerhalb einer Herkunft finden sich überdurchschnittliche, mittelgute und schlechte Individuen. Dies eröffnet die Möglichkeit gezielter vegetativer Vermehrung. Selbst selektierte vegetativ vermehrte Pflanzen erleiden in härteren Wintern bei ungehinderter Sonneneinstrahlung Schäden - die aber in der Regel nur temporär sind. Die Frosthärte nimmt in der Regel mit steigendem Alter zu - wobei Ausnahmen die Regel bestätigen. Daher ist der forstliche Anbau nur in Weinbaugebieten, deren Randlagen oder ähnlich wintermilden Gegenden erfolgversprechend.
Stand Herbst 2018 muß man den Redwoods eine Dürrefestigkeit attestieren, die über den Erwartungen liegt. Im Zeitraum ab 1980 ist keine Pflanze aufgrund von Trocknisschäden eingegangen. Dies obwohl schon diverse Trockensommer da waren, etwa der Sommer 2003, 2017 und jetzt der Jahrhundertsommer 2018.
Oregons im Spätsommer 2015
Oregons nach dem Winter 2021, im Vordergrund Douglasien
HERKUNFT OREGON
Die Herkunft Oregon ist natürlich als allernördlichstes Vorkommen besonders interessant - kann aufgrund der kurzen Anbauzeit aber noch nicht abschließend beurteilt werden. Zwar ist dies das nördlichste Vorkommen, jedoch bedingt durch die topographische Sondersituation wie bereits bei den Klimastationen geschildert offenbar nicht die kälteste Ecke des Vorkommens. Die Amerikaner bezeichnen diesen kleinen Abschnitt der Küste im Bereich Brookings aufgrund der Milde als Bananenküste. 2012 wurden ca.20 Redwoods der Herkunft Oregon, Winchuck River ca. 100m ü. NN. an einem sanften Nordhang gepflanzt. Die 2014 als einjährige Sämlinge erhaltene etliche Kilometer landeinwärts und 365m hoch gelegene Herkunft Peavine Ridge wurde im Frühjahr 2016 nur gering daneben ebenfalls gepflanzt. Letztere entspricht jedoch klimatisch den nördlichsten kalifornischen Herkünften.
Leider haben die wenigen Winter bisher noch nicht Anlaß gegeben die Vermutung zu unterstützen, daß hier besonders winterharte Redwoods gedeihen. Die Pflanzen entstammen einer Aussaat von 2008 und 2009 Winchuck River ca. 100m ü.NN. Zahlreiche Exemplare wurden durch Wildschweine kurz nach der Pflanzung wieder ausgegraben und sind deshalb nicht mehr angewachsen. Weiter war anfangs starker Befraß durch Mäuse am Wurzelhals zu beobachten, was zu weiteren Verlusten führte. Die Totalverluste durch Frost traten dem gegenüber in den Hintergrund. Allerdings traten selbst im vergleichsweise milden Winter 2012/13 mit Minumum -10°C überwiegend zwar leichtere aber auch deutliche Frostschäden auf wie das Zurückfrieren des kompletten Jahrestriebes. Binnen kurzem haben sich die Redwoods aber regeneriert und im Jahr 2013 ein erfreuliches Wachstum zwischen ca. 60 und 80cm hingelegt. Zahlreiche Pflanzen haben Ende 2013 nun eine Höhe von ca. 1,70m erreicht.. In der Vegetationsperiode 2014 zeigen die Oregons weitgehend ein flottes Wachstum von oft über einem Meter bis zu sogar 1,55m bei einem Einzelexemplar. Bis Ende August 2015 haben die höchsten Pflanzen etwas über 4m erreicht, wobei das Wachstum in 2015 aufgrund des bekannt trockenen Sommers etwas schwächer ausfiel als im Vorjahr. Dies gilt im übrigen durchweg für alle Herkünfte und Altersstufen.
Inzwischen Mitte November 2015 wird das Jahr durchaus mit dem bekannten Trockenjahr 2003 verglichen. Bei einem durchschnittlichen Jahresniederschlag von etwas mehr als 700mm belief sich das Wasserdefizit in 2015 bis Ende September auf 200mm, wobei es bis Mitte November weiterhin sehr trocken war. Trotzdem kann der allgemeine Zuwachs als durchschnittlich und der Zustand aller angebauten Pflanzen Ende November als bestens bezeichnet werden.
Allerdings läßt das überdurchschnittliche Ansetzen von Steilzwieseln und der schwächere Wuchs einiger hellgrüner Exemplare der Herkunft Oregon doch auf eine erhöhte Inzuchtneigung schließen, deren Ausmaß ich bei ca. 25% ansetzen würde. Da wie bereits angemerkt innerhalb des nördlichen Vorkommens der Redwoods keine erkennbaren klimatischen Unterschiede bestehen drängt sich die Vermutung auf daß eher die genetische Variabilität bei den Herkünften eine Rolle spielt. Und diese dürfte in den großen Groves am höchsten sein. Allerdings drängt sich hinsichtlich der beschriebenen Herkunft Winchuck River 100m ü.NN. auch die Vermutung auf, daß das Saatgut von einem privaten Sammler von einzeln stehenden Redwoods auf Privatgelände geerntet wurde, da auf staatlich stehendem Grund stehende Redwoods nicht zugänglich waren. Dies würde die auffallende Diskrepanz zwischen der zweiten Oregon-Herkunft Peavin Ridge, weiter landeinwärts gelegen, innerhalb eines größeren Redwoodbestandes erklären. Bei letzterer kommt Verzwieselung kaum vor!
Zu Vergleichswecken wurden zeitgleich direkt benachbart stecklingsvermehrte Redwoods anderer Herkünfte gepflanzt, so auch zwei Vermehrungen von Naturverjüngung im Arboretum Tervüren, die allerdings erst im Frühjahr 2013 gepflanzt wurden. Sicherlich wird man den Oregons erst noch eine weitere Akklimationsphase zugestehen müssen um weitere Vergleiche zu ziehen. Gegenüber stecklingsvermehrten Redwoods fallen Sämlinge über eine längere Zeit in der Frosthärte recht deutlich ab da sie noch nicht diverse Anpassungsprozesse durchlaufen haben und Stecklingspflanzen auf ausgewählten Exemplaren beruhen. Nach dem etwas härteren Winter 2016/17 mit -14°C und einem heftigen Spätfrost Ende April sind die Oregons teils erheblich gebräunt während die stecklingsvermehrten Exemplare kaum Schäden aufweisen.
Ende Februar 2018, also relativ spät, fiel die Temperatur auf -14°C. Bis in Brusthöhe sind häufig Verfärbungen und abgestorbene Äste sichtbar. Darüber kaum sichtbare Schäden außer bei 2-3 Pflanzen. Vergleichbare Douglasien von ca. 5m Höhe in der Nähe weisen eine deutliche Bräunung aller älterer Nadeln im Pflanzeninneren auf, auf der gesammten Pflanzenhöhe, so daß sogar oberflächlich der Eindruck entsteht, daß diese mehr geschädigt sind.
Auch nach dem Winter 2020/21 mit Tiefsttemperatur von -13°C Ende Februar zeigte es sich, daß im Gegensatz zu zahlreichen jüngeren Sämlingspflanzen, die vergleichbar großen vegetativ vermehrten Exemplare weitgehend unbeschadet sind.
Im Frühjahr 2016 wurden weitere drei Herkünfte aus dem nördlichen Küstenbereich in der Nähe der bereits vorhandenen Oregons gepflanzt. Siehe hierzu auch die Erläuterungen im Kapitel "Herkünfte". Im Sommer 2016 konnte festgestellt werden, daß alle Pflanzen angewachsen sind. Allerdings wurde aufgrund des sehr schweren Lehmbodens etwas Torfmull ins Pflanzloch den wurzelnackten Pflanzen zugegeben. Aufgrund des feuchten Frühjahrs mußte lediglich einmal kurz nach der Pflanzung gewässert werden. Daß die Redwoods mit sehr schwerem Boden klarkommen haben sie bereits früher bewiesen. Zu den Schäden im Winter 2016/17 wird im Kapitel "Herkünfte" berichtet.
Aufnahme Ende Mai 2017 nach starkem Spätfrost. Links Auslese "Kalte Sophie und rechts Sämling Oregon aus 2008
Ebenfalls Aufnahme Ende Mai 2017. Eine Anzahl Oregons aus 2008 ist jedoch weitgehend unbeschadet.
Ein Exemplar "Winterharte Selektion Burgholz" Ende Mai 2017 mit deutlichen Nadelschäden
Sämlingspflanze von Altbaum in Gleisweiler nach Winter 2012 fast bis zum Boden zurückgefroren
Herkunft südlich San Franzisko mit deutlichen Schäden
Stecklingspflanze des Altbaumes in Gleisweiler/Pfalz im Winter 2010/11 mit leichtem Frostschaden.
Abgestorben nach Winter 20011/12 nach ca. -17°C.
SCHÄDEN UND WEITERE EINSCHÄTZUNGEN
An der reinen Höhe der aufgetretenen Tiefsttemperatur läßt sich der Schaden nicht festmachen. Entscheident ist immer der Verlauf des Winters und die Dauer der extremen Kälteeinwirkung. So können Schäden auftreten die sich als Braunverfärbung der Nadeln, teilweisem oder gänzlichem Zurückfrieren der letztjährigen Triebe oder sogar ganzer Baumpartien bis zum gänzlichen Absterben der Pflanze manifestieren. Oftmals sehen die Pflanzen sogar bis zum Austriebszeitpunkt im Frühjahr von weitem noch gut aus - vertrocknen dann aber vom Gipfel her. Erreichbare Triebe lassen sich mittels Fingerdruckprobe auf ihren Feuchtigkeitgehalt überprüfen.
Siehe hierzu auch folgenden LInk zu Schäden an einheimischen Nadelhölzern.
Entscheidend ist zudem die Frosthärtung der Pflanzen. Diese beginnt im späten Herbst und erreicht ihr Maximum in der Wintermitte. Zum Frühjahr hin fällt sie wieder. Das bedeutet, daß insbesondere stärkere Fröste gegen Winterende deutlich schädlicher sind als in der Mitte des Winters. Außerdem können Kahlfröste bei geringeren Temperaturen stärkere Schäden bewirken als sehr tiefe Temperaturen bei reichlich Schneeauflage. Daher ist auch das Freischütteln von starker Schneeauflage bei jungen umgebogenen Redwoods problematisch, da bei uns oftmals nach starkem Schneefall sehr eisige Nächte folgen. Also besser das Ende der Kaltperiode abwarten.
Außerdem sind die Bäume empfindlich gegen stärkere Kaltwinde. Ab ca. -15°C können erhebliche Schäden auftreten. Bezugnehmend auf die allgemein diagnostizierte Klimaerwärmung die ab 1987 eine deutliche Frostabschwächung bewirkt hat haben sich die Überlebenschancen der Redwoods deutlich verbessert. Somit ist die allgemeine Frostgefährdung bei Einsatz selektierter vegetativ vermehrter Pflanzen zum jetzigen Zeitpunkt kein Ausschlußgrund mehr unter Klimabedingungen wie in Unterensingen. Von kälteren Lagen ist jedoch abzuraten. Das Gedeihen von Redwoods an klimatisch begünstigten Orten bedeutet keineswegs, daß deren Aussaatpflanzen oder Stecklingspflanzen an deutlich kälteren Orten ebenfalls überleben können. Gleichfalls ist es Wunschdenken durch eine große Aussaatmenge könne man beliebig winterharte Pflanzen auch für kälteste Lagen in der BRD selektieren. Sicherlich liegt innerhalb der Art eine gewisse Varianz bezüglich der Winterhärte vor. Man sollte sich jedoch keineswegs dies wie eine Pyramide vorstellen als daß wenige Exemplare an der Spitze ungeahnte Tiefsttemperaturen aushalten können, sondern eher als Block eines Temperaturbereiches, dessen Bereich von keinem Exemplar mehr unterschritten werden kann, da die Frosthärte genetisch fixiert ist. Obwohl Redwood teils bis in Seehöhen von 1000m ü. NN. vorkommt und Kleinpopulationen bis in 50km Entfernung von der Küste anzutreffen sind finden sich nirgends Herkünfte die Frostgraden ausgesetzt sind, die nennenswert vom Hauptvorkommen abweichen. Innerhalb dieser Herkünfte finden sich allerdings mehr oder minder frostharte Pflanzen. Sicherlich sind aber die allersüdlichsten Vorkommen für uns betreffs Frosthärte am wenigsten geeignet. Vorkommen deutlich nördlich von San Franzisko wachsen unter niedrigeren Jahresmitteltemperaturen und haben aufgrund ausgedehnterer Restpopulationen auch eine höhere Genvarianz. In diesem nördlichen Gebiet bis zur Grenze von Oregon scheint die Wahrscheinlichkeit daher am größten Individuen mit überdurchschnittlicher Frosthärte zu finden.
Herkunft Oregon gepflanzt 2011, unbeschadet nach Winter 20/21 mit -13°C
Nun wurden auch in Deutschland Untersuchungen im Rahmen zweier nicht veröffentlichter Universitätsarbeiten durchgeführt um mittels Genanalyse frosthärtere Einzelexemplare unbekannter Herkunft aus deutschen Parks diversen Herkunftsgebieten in der Heimat zuzuordnen bzw. Unterschiede zwischen Sämlingen von beprobten Herkünften aus dem Heimatgebiet zu finden. Hierzu wurden Sämlinge einiger Herkünfte untersucht - allerdings waren die Unterschiede sehr gering und die Frosthärte in Kältekammerversuchen eher unzureichend. Weiterhin war es nicht möglich die dt. Einzelexemplare bestimmten Regionen in den USA zuzuordnen, da die diesbezüglichen Marker zu wenig Varianz zwischen diesen Regionen ergaben.
Damit wird die alte These die in früheren Untersuchungen bereits aufgestellt wurde bestätigt - daß die Unterschiede zwischen Populationen im Herkunftsgebiet nicht größer sind als die Varianz innerhalb derselben.
Weiterhin ist zu bedenken, daß bei den meisten Pflanzen mit steigendem Lebensalter die Frosthärte durch Anpassung und größere Gestalt zunimmt. So ist eigentlich die Frosthärte in Unterensingen, einer Weinbaurandlage im Zuge der Klimaerwärmung bereits ausreichend. Kleinere Schäden spielen im Forst keine Rolle, wenn sie zügig ausgeheilt werden. Mittels vegetativer Vermehrug können zudem etwas härtere Pflanzen vermehrt werden.
Des weiteren gibt es noch einen sehr interessanten weiteren Versuch in Californien bei dem getestet wurde inwiefern sich verschiedene Herkünfte am östlichen Arealrand bewähren, der deutlich trockener und heißer ist als das küstennahe Hauptvorkommen. Wider Erwarten stellte sich aber heraus, daß nicht nur die südlichen und östlichen Vorkommen sondern auch küstennähere und nördliche Vorkommen in diesem Extremstandort ein ähnliches Gedeihen aufweisen. Das heißt die genetische Vielfalt innerhalb einer Pflanze ist so variabel und groß, daß sie auch mit erheblichen Standortabweichungen klar kommt. Einschränkend verweist der Verfasser jedoch darauf, daß eine etwaige genetische Konstitution der verschiedenen verwendeten Herkünfte bei der relativ kurzen Probezeit von nur 5 Vegetationsperioden eventuell durch standörtliche Besonderheiten überlagert wurde.
ANPASSUNGSFÄHIGKEIT
Da dies ein Thema ist bei dem bei Mammutbaumfreunden Hoffnung und Realität öfters recht weit auseinander liegen einige weitere Anmerkungen. Teils entnommen einem Artikel von J.B. Larsen "Fremdländeranbau - Folgen für die verfrachteten Populationen".
Wird eine Population in ein neues Areal verfrachtet so können anfänglich nur Anpassungsprozesse des einzelnen Individuums einsetzen. Diese physiologischen Anpassungsprozesse des einzelnen Individuums sind begrenzt durch seine homöostatische Kapazität. Das heißt jedes Individuum hat einen gewissen Anpassungsspielraum, der in der Regel ausreicht geringere Umweltveränderungen zu überstehen. Erst wenn nicht mehr alle Individuuen in der Lage sind sich anzupassen treten Anpassungsprozesse auf Populationsebene ein, sprich über die generative Vermehrung. Wie erfolgreich solche Anpassungsprozesse auf Populationsebene sein können hängt von der Stärke des neuen Selektionsdruckes, der bereits vorhandenen Angepaßtheit und der Anpassungsfähigkeit der Population ab. Das heißt die genetische Variation in den entsprechenden Merkmalsausprägungen muß genügend hoch sein um eine Anpassung überhaupt zu ermöglichen. Es setzt hier also dann ein Prozess ein, den man im allgemeinen mit der natürlichen Selektion umschreibt. Auf diese Weise verschiebt sich bei neuen Generationen innerhalb des möglichen Genspektrums die Ausprägung der Individuen um neuen Ansprüchen zu genügen.
Der Denkfehler dem einige Gehölzfreunde aufsitzen ist nun leider, daß man eine Selektion vorantreiben könne obwohl überhaupt keine genetische Variation für die entsprechende Merkmalsausprägung vorhanden ist. Dazu wären eigentlich neue Mutationen erforderlich, die jedoch auch bzgl. anderer Kriterien als z.B. Frosthärte überlebensfähig sein müßten. Übertriebene Erwartungen sind hier also wohl fehl am Platz.
Es ist jedoch richtig, daß größere selektierte Pflanzen an günstigen Orten sehr kurzzeitige Temperaturen um -24°C überstanden haben. Denkbar ist, daß die tatsächliche Frosthärte der Redwoods in einigen Arealen etwas höher ist als der derzeitige dortige Klimaverlauf es vermuten läßt. Vielleicht noch ein Überbleibsel früherer Epochen. Vermutlich ist dieser Effekt jedoch gering.
Vergleichbare Pflanzen müssen im Freiland ausgepflanzt sein um der normalen Witterung ausgesetzt zu sein. Jungpflanzen in Containern, freistehend oder eingegraben, mit oder ohne Überdachung sind aufgrund irregulärer Einflußfaktoren für eine Beurteilung nicht geeignet. Gleichfalls verhindern diverse Winterschutzmaßnahmen eine Vergleichsmöglichkeit mit Versuchen anderen Ortes. So können selbst Wuchshüllen gegen Wildverbiß seien sie aus Plastik oder Lochblech, da sie die Sonne abhalten, das Ergebnis beeinflußen.
In Südeuropa finden sich immer wieder sehr schöne Exemplare in höheren Bergregionen. Dies sollte jedoch keineswegs zu der Fehleinschätzung verleiten, daß es sich hierbei um besonders winterharte Redwoods handelt. Ein Blick auf die Karten der Winterhärtezonen in Europa s. u. läßt schnell erkennen, daß hier obzwar der Höhenlage ein sehr wintermildes Klima vorherrscht. Desgleichen sollte man hinsichtlich der durchschnittlichen Monatsmittelwerte des Niederschlags in Bergregionen vorsichtig sein. Oft führen Mittlungen zwischen weit entfernt liegenden Klimastationen zu unzutreffenden Angaben der speziellen Örtlichkeit. Zudem ist die Bodenfeuchte sehr stark abhängig von Expoition und Geländeoberfläche. So kann trotz geringem Niederschlag ein Standort aufgrund spezieller Lage gut wasserversorgt sein.
Unterhalb eines Beobachtungszeitraumes von 10 Jahren lassen sich kaum vernünftige Einschätzungen hinsichtlich der Frosthärte von Sämlingen gewinnen. Die Schneedecke sollte deutlich überwachsen sein. Da härtere Winter bei uns sehr unregelmäßig auftreten, kann es auch späterhin noch zu Verlusten kommen.
Bei forstlichen Anpflanzungen sind Waldinnenlagen mit Durchmessern von 50-100m ideal die von höherem Bestand umgeben sind der Windschutz und Luftfeuchigkeit bietet. Aufgrund besserer Boden- u. Luftfeuchigkeitsverhältnisse sind mittlere Hanglagen nördlicher Exposition vorzuziehen die auch die Kaltluft abfließen lassen.
KARTEN DER WINTERHÄRTEZONEN
Folgend ein Link zur
klimatischen Einordnung von Sequoia sempervirens in Winterhärtezonen. Hierbei wurden über einen längeren Zeitraum die jeweils tiefste Wintertemperatur eines Jahres ermittelt, die Jahresminima addiert und durch die Anzahl der Jahre dividiert. So ergeben sich verschiedene Zonen der mittleren Tiefsttemperaturen. Hier allerdings in Fahrenheit. Der rote Bereich markiert das ehemalige Naturvorkommen von Sequoia sempervirens. Die verschiedenen Winterhärtezonen lassen sich durch Anklicken der jeweiligen Buttons überblenden. Das Vorkommen liegt überwiegend in der Zone 9b (25 bis 30°F). -3,8°C bis -1,1°C. Einige östliche Vorkommen liegen jedoch bereits in der Zone 9a(20 bis 25°F) -6,6°C bis -3,8°C. In der europäischen Winterhärtezonenkartierung nach Heinze u. Schreiber entspräche dies der Zone 9 (-6,6 bis -1,2°C).
Zur Beurteilung in welchen Lagen der Anbau von Redwood möglich erscheint eignen sich besonders die Karten der Klimazonen. In diesen sind Bereiche von durchschnittlichen absoluten Tiefsttemperaturen über 20 Jahre angegeben. So fließt auch ein wie oft überhaupt sehr tiefe Temperaturen überhaupt vorkommen. In den milden Lagen passiert dies sehr selten, was den Durchschnitt nach unten drückt. Das heißt aber, daß der angegebene Bereich der Tiefsttemperaturen auch durch Ausreißer immer wieder unterschritten wird. Allerdings können im Bereich von +- 20°C je nach Alter und Herkunft der Pflanzen auch sehr schwerwiegende Schäden bis zum Absterben der Bäume auftreten. Unterensingen liegt im Bereich 7b (-14,9 bis -12,3°C). 1985 und 1986 traten hier Tiefsttemperaturen am Boden von -24°C auf, die allerdings zu ca. 90% Totalausfall führten. Allerdings ist es aufgrund der folgenden Klimaerwärmung unwahrscheinlich, daß solche Tiefsttemperaturen nochmals auftreten werden. Meiner Ansicht nach kann ein Anbau Stand 2020 mit überschaubarem Risiko von ca. 10% Ausfall durch Frost in der Lage 7b an geschütztem Standort erfolgen.
In der BRD finden sich ältere Anbauten von Sequioa sempervirens vorwiegend in der Zone 8a (-12,2 bis -9,5°C). Im Zug der Klimaerwärmung spürbar insbesondere seit ca. 1970 wurden teils erfolgreiche Anpflanzungen auch in den kälteren Zonen 7b bis sogar den noch kälteren Bereichen von 7a (-17,7 bis -15°C) getätigt. Entscheidend ist hier das jeweilige günstige Kleinklima. So finden sich bis 20 jährige Redwoods sogar in München und Aalen Bwttg. Jedoch tritt bei einer genaueren Recherche der dortigen Klimadaten recht schnell eine Relativierung ein. In der entsprechenden Wuchszeit wurden bedingt durch die einsetzende Klimaerwärmung und den Großstadteffekt in München nur -15°C und in Aalen -20,5°C erreicht. Das sind Werte die des öfteren auch in länger zurück liegenden Zeiträumen in an sich milderen Lagen anderen Ortes bereits erreicht wurden. Außerdem ist in diesen klimatisch kritischen Lagen der Wuchs beeinträchtigt. Die Redwoods haben hier ein eher gestauchtes breites Wachstum und bleiben wohl eher klein. Dessen sollten sich die zahlreichen Gehölzfreunde bewußt sein, die offenbar meinen an klimatisch und standörtlich ungeeigneten Pflanzorten Riesenbäume heran ziehen zu können. Alter und Dimension wie in Amerika sind bei uns auch zukünftig nicht erreichbar. So verlockend das Angebot an Samen und Jungpflanzen im Internet auch inzwischen heute ist, sollte man dennoch nicht die Augen vor den Standorteinschränkungen verschließen. Da wie gesagt Samen der Mammutbäume inzwischen recht einfach zu erhalten sind ist deren Aussaat als temporäre Freizeitgestaltung etwas in Mode gekommen. Es ist jedoch sehr schwierig für Bäume dieser Größe später gute Standorte zu finden und daher ist dieser Hype bei dem die allermeisten Zöglinge ruhmlos enden mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Letztlich sollte sich der geneigte Pflanzer doch darüber klar werden, ob es ihm nur um ein vermeintliches Prestigeobjekt geht oder ob er bereit ist sich mit den ökologischen und pflanztechnischen Anforderungen auseinanderzusetzen.
Liste der deutschen Winterhärtezonen bitte untenstehendem Link entnehmen.
Winterhärtezonen Europa - s. Abbildungen
Detailkarte Winterzonen Deutschland
Selektion Kaldenkirchen im Winter 2009/10 mit leichtem Frostschaden
SCHATTENTOLERANZ
Des öfteren wird auf die höhere Schattentoleranz des Küstenmammutbaumes gegenüber dem Gebirgsmammutbaum verwiesen. Diese stellte sich jedoch bei den Versuchen als nicht sehr hoch heraus und ist deutlich unterhalb der von Fichte anzusiedeln. Vermutlich hängt die Schattentoleranz hierzulande von den Standortbedingungen ab und variiert mit deren Güte. Von der Unterpflanzung älterer höherer Bestände durch Redwood ist generell abzuraten, da dies selbst wenn das Licht ausreicht zu spindeligem Wuchs und in dessen Folge zu vermehrtem Schneedruck führt. Von höheren Bestandesrändern ist abhängig der Exposition ein Abstand von halber bis dreiviertel der Baumhöhe einzuhalten um stabile Pflanzen zu erziehlen. Stehen die Pflanzen zu nahe an Bestandesrändern führt dies oft zu vermehrter Zwieselbildung des Terminaltriebes. Ein leichter Schattenwurf idealerweise Streulicht von vorgelagerten höheren Bäumen ist jedoch förderlich.
Lichter Seitenschatten wird vertragen
Redwoodpflanzung am nördlichen Bestandesrand
Eingeengter schwacher ca. 6m hoher Redwood komplett umgebogen und wieder teils aufgerichtet.
Jüngere Redwoods Herkunft Oregon nicht gram- aber schneegebeugt
Etwas höhere Redwoods werden dann aber recht schneedruckfest
Etwas höhere Redwoodpflanzen mit angelegten Ästen
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SCHNEEDRUCKANFÄLLIGKEIT
Neben der Frostgefährdung wirkt sich die starke Schneedruckanfälligkeit sehr negativ aus. Hiervon sind insbesondere jüngere Pflanzen bis ca. 5m Höhe betroffen, wobei im Forst die Pflanzen zusätzlich noch durch Schlagflora wie insbesondere Brombeeren durchwachsen werden die bei Schneeauflage wie Zugseile wirken. Diese Schneedruckanfälligkeit resultiert aus dem schnellen Höhenwuchs bei anfänglich ungenügendem Dickenwachstum des relativ weichen Holzes. Die daraus resultierende recht aufwendige Stäbung der Pflanzen schränkt natürlch den Einsatz der Redwoods vorerst deutlich ein. In der Heimat fällt eben kein Schnee. Sicherlich würden sich die eine oder andere Pflanze ohne Stäbung über die Zeit wieder aufrichten, in der Breite müßte man jedoch dann mit sehr vielen säbelwüchsigen und buschigen Exemplaren rechnen.
Eventuell können durch Rückschnitt stabilere Jungpflanzen erreicht werden, jedoch ist auch dies ein Mehraufwand. Grundsätzlich sollte man hierzulande den Pflanzverband nicht zu eng anlegen um den Pflanzen eine anfängliche Stabilisierung zu ermöglichen. Abstandswerte von ca. 2,50m sollten eher das Minimum sein. Ausfälle können später auch mit anderen Arten nachgepflanzt werden. Eine Nestpflanzung, d.h. mehrere Exemplare auf engstem Raum wie in einem diversen Forum empfohlen kann daher nur kontraproduktiv sein. Da wo das klima eindeutig zu kalt ist für Redwood nützt auch das Auspflanzen von 3 Pflanzen pro m2 nichts.
Eine Selektion hinsichtlich Schneedruckempfindlichkeit ist vorerst wenig erfolgversprechend da die Pflanzen dafür von der Natur nicht gerüstet sind.
Bild oben und unten
Redwoods Herkunft Altbaum Gleisweiler wohl auch selbstbestäubt nach mehreren Jahren
ohne Fixierung nach Schneedruck und Frostschäden
Auch Fichten werden im Schlagfloragestrüpp umgebogen, richten sich jedoch viel besser wieder auf
Vorläufig standfestes Exemplar Herkunft Oregon aus 2008
SCHNEEDRUCKPROBLEMATIK
Der Schneedruckfestigkeit zuträglich dürften ein symetrischer Wuchs sein. Vorteilhaft ist eine kurze Beastung in der oberen Hälfte, die den Schnee abgleiten läßt und in der unteren Hälfte ein gut verzweigter breitwüchsigerer Habitus. Der Redwoodstandardtyp mit insbesondere in der oberen Hälfte ansteigenden Ästen fördert die Schneeauflage. Es finden sich aber immer wieder Exemplare mit mehr waagerechter Beastung. Eine abwärtsgeneigte Beastung wäre natürlich optimal. Pflanzen mit diesem Beastungstypus verbunden mit einem verhältnsimäßig kräftigen Stämmchen sollten gegen Schneedruck widerstandsfähiger sein, da die Pflanze so einen tiefen Schwerpunkt hat. Ein Exemplar fällt durch sowohl kurze Beastung als auch durch kurze Benadelung auf und ist ebenfalls recht standfest. Da bei Redwood gern durch Konkurrenz mit der Schlagflora und durch Frosteinwirkung untere Astpartien leiden sind allgemeine Frosthärte und Schattenfestigkeit sicherlich weitere erstrebenswerte Attribute. Auch weniger schnell startende und dafür standsichere Exemplare so es sie gibt wären eine Verbesserung. Ob es Habitustypen bei Redwood gibt die eine verbesserte Schneedruckfestigkeit haben wird sich aber nur durch praktische Versuche ermitteln lassen.
Vermutlich hat auch eine ungenügende Wurzelausbildung wie sie in der Mehrzahl der Exemplare bei einer Neupflanzung 2016 mit wurzelnackten Redwoods auffiel eine negative Auswirkung auf die Standfestigkeit in den ersten Anpflanzjahren. Daß auch hinsichtlich dieses Kriteriums eine Selektion möglich ist beweisen z.B. Untersuchungen bei Abies nobilis in Dänemark, wo bereits nach einer Generation die Jungpflanzen ein überdurchschnittlich großes Wurzelsystem aufweisen. Ursache war großer Anwuchsausfall durch schwaches Wurzelwerk in der ersten Generation.
Möglicherweise ist in milderen Klimaten die Standfestigkeit aufgrund stärkeren Dickenwachstums etwas besser. Auf jeden Fall sollte zukünftig der Focus auf die Selektion nicht völlig standfester aber standfesterer Exemplare gerichtet sein, die eine ausreichende Winterhärte aufweisen. Anzustreben wäre eine hinreichende Standfestigkeit ab Höhen über 2,50m, da kleinere Pflanzen noch relativ einfach zu fixieren sind. Denkbar wäre aber auch Solitärexemplare mit Höhen zwischen 1,50-2,00m zu produzieren. Hierbei sollte ein einmaliges stabiles Fixieren genügen.
Bei Holzuntersuchungen in Neuseeland wurden sowohl unterschiedliche Rohdichten zwischen verschiedenen Exemplaren als auch an verschiedenen Stellen desselben Exemplares festgestellt. Es gilt also für eine Verbesserung der Standfestigkeit Exemplare mit höherer Rohdichte und gutem Habitus herauszufiltern, was sich ebenfalls günstig auf die Holzqualität auswirken würde. Inwieweit hier jedoch Spielraum besteht ist vorerst offen.
Für eine weitere Einführung des Küstenmammutbaumes in die Forstwirtschaft ist meines Erachtens eine zielgerichtete Selektionsarbeit auf verbesserte Standfestigkeit noch weitaus vordringlicher als die Suche nach besonders frostharten Exemplaren, da mit fortschreitender Klimaerwärmung die Frosttoleranz in den zusagenden Lagen ein immer geringeres Problem wird.
3 Herkünfte gepflanzt 2016 im Februar 2021
WALDBRANDGEFAHR
Im Kerngebiet der Redwoods treten starke Waldbrände aufgrund des humiden Klimas nur sehr selten auf. In den südlichen und östlichen Arealgebieten kommen sie jedoch aufgrund zunehmender Sommertrockenheit häufiger vor. Erstaunlicherweise überleben die meisten Bäume selbst starke Stammausbrennungen. Selbst wenn die komplette Krone verbrennt können die Redwoods eine neue Krone aufbauen sofern der Hauptstamm intakt geblieben ist. Also eine Regenerationsfähigkeit ähnlich der der einheimischen Kiefer auf den kanarischen Inseln.
Stammausbrennung an Redwood Fotograph Norbert Martin
WINDBRUCH UND DÜRRESCHÄDEN
Für die Heimat wird eine Tiefenentwicklung der Wurzeln von maximal 2m angegeben. Dies erscheint bei der Höhe der Bäume als nicht viel, jedoch gehen die Wurzeln sehr in die Breite. Außerdem können sich die Wurzeln benachbarter Bäume verflechten und so eine erhöhte Standfestigkeit erreichen. Nichts desto trotz stößt man immer wieder auf vereinzelte umgestürzte Bäume die den Stürmen nicht standhalten konnten. In Unterensingen gab es an bis zu 20m hohen Bäumen keinen Sturmwurf. Wichtig ist hier den Bäumen einen genügend großen Standraum zuzuweisen damit sie sich stabilsieren können. In seltenen Fällen wurde leichter Kronenbruch nach Eisschneelast beobachtet. Dies beschränkte sich jedoch auf Schäden am diesjährigen Terminaltrieb. Sehr starke Schnee- und Eislasten rissen gelegentlich an jungen Pflanzen Seitenäste weg, insbesondere wenn sie sich in Brombeergesträuch verfangen hatten. In der Jahreswende 2017/18 gab es bei orkanartigen Stürmen jetzt doch in 3 Fällen Kronenbruch. In zwei Fällen wurden bei ca. 20m hohen Exemplaren mit lang angesetzten Zwieseln von ca. 8m diese direkt am Ansatz abgedreht. Ein Exemplar das in in ca. 1m Höhe einen alten eingefaulten Stammschaden hatte brach ebenfalls genau dort ab. An geradschäftigen Bäumen trat jedoch weder Bruch noch Windwurf auf. Stand 2023 fällt jedoch auf, daß ein besonders schnellwüchsiger Klon doch deutlich überdurchschnittlich von Kronenbruch betroffen ist. Schnellwüchsigkeit kann also auch Nachteile haben. Klonpflanzen sollten nach verschiedenen Kriterien ausgesucht werden!
Dürreschäden traten im bisher beobachteten Zeitraum nicht auf. Auch nicht im bekannten Trockensommer 2003. Auch von anderen Anbauflächen wurde hierzu nichts bekannt. Vermutlich ist hier hilfreich, daß die Pflanzen Tau- und Nebel nutzen können. Bei Umpflanzung von brusthohen Redwoods war zu beobachten, daß diese auf sandigem bis mittelschwerem Lehmboden meist eine zentrale Pfahl- oder anfänglich gekrümmte Senkwurzel gebildet hatten. Je schwerer der Boden wird, desto mehr unterbleibt dies. Sicherlich können sich die Redwoods aber nur bei zusagenden Feuchtigkeitsverhältnissen zu größeren Bäumen entwickeln - für Kalkmagerrasenstandorte sicher nicht geeignet.
Wurzelnackte Pflanzung ist wie beschrieben möglich, setzt aber ausreichende Niederschläge voraus bzw. muß ansonsten gewässert werden. Einige wenige Forstbaumschulen bieten inzwischen sogar Redwood an als Topfpflanze. Diese wachsen deutlich besser an und überstehen mit deutlich geringerer Pflege die Anwuchsphase.
Stammbruch nach Orkan
FORSTGEFÄHRDUNG
Gegenüber tierischen und pflanzlichen Schädlingen sind die Redwoods wenig anfällig. Stammfäule tritt in älteren Bäumen gelegentlich auf. Im Vergleich zu einheimischen Arten liegt wohl keine gesteigerte Hallimaschempfindlichkeit vor, die z.B. beim Gebirgsmammutbaum Sequoiadendron giganteum zu beobachten ist.
Verbissen wird Sequoia sempervirens vom Wild nicht. Daher ist keine Drahthose nötig. Allerdings ist ein Fegeschutz notwendig etwa durch zwei eng eingeschlagene Pfosten die gleichzeitig der Fixierung dienen können. Gegen die Konkurrenz der Schlagflora ist Redwood nicht so empfindlich wie der Gebirgsmammutbaum. Jedoch sollte er noch deutlich den Kopf frei haben. Durch Brombeerranken können die anfangs noch instabilen Pflanzen leicht umgebogen werden. Ein Abdecken der Pflanzscheibe mit Pappe wie von einigen Mammutbaumfreunden propagiert sollte nicht kopiert werden. Diese Vermüllung des Waldes wird durch den erhofften Erfolg nicht aufgewogen. Himbeere und Brombeere lassen sich so sowieso nicht fernhalten und Niederschläge können nicht ausreichend in den Boden eindringen. Die Mammutbaumarten insbesondere der Gebirgsmammutbaum sind zum Aussetzen bereits älterer mannshoch verunkrauterter Lichtungen leider nicht geeignet - es sei denn man scheut nicht die Arbeit dieses entsprechend zu beseitigen.
Oftmals ist nach längeren Wintern an der Stammbasis Mäusefraß zu beobachten. Insbesondere sehr junge Sämlinge können durch diese Ringelung absterben, wobei oft dieser Schaden übersehen wird und das Absterben der Frosteinwirkung zugeschrieben wird. Beobachtet wurde, daß insbesondere Sämlinge betroffen sind, während direkt benachbarte Stecklingspflanzen nicht angenommen wurden. Dies ist jedoch weiterhin zu beobachten. Die Befallsstärke durch Mäuse ist von Örtlichkeit zu Örtlichkeit deutlich verschieden.
Bei der Pflanzung dreier Herkünfte in 2016 wurden zum Schutz vor Mäusebefraß gebrauchte Wuchshüllen verwendet. Da die gebräuchlichen 1,20m hohen Hüllen jedoch zu groß erschienen wurden sie auf 40cm gedrittelt. Nach wenigen Jahren sollten diese jedoch entfernt werden.
Jungpflanze Herkunft Oregon mit Fegeschutz und Reisigdeckung gegen Wildschweinausgrabung
Wuchshüllen 40cm hoch mit Fegeschutz
Sämling Altbaum Weinheim in der Schlagflora