VERMEHRUNG
Redwoodverjüngung in Mischbestand
Der Küstenmammutbaum vermehrt sich im Heimatgebiet sowohl vegetativ als auch über Samen, wobei in den küstennahen dichten Urwäldern die vegetative Vermehrung über Stammausschlag und Wurzelprosse überwiegt, da dort größere Katastrophen wie Waldbrände oder zerstörende Überflutungen sehr selten sind. Im Osten und Süden des Verbreitungsgebietes kommen kleinere Feuer häufiger vor und der Küstenmammutbaum hat hier vermehrt die Möglichkeit sich auszusäaen. In diesen Randbereichen sind die Redwoods nicht mehr in Reinbeständen sondern wachsen vereinzelter in Mischung mit anderen Arten. Durch die größere Isolierung vom Hauptvorkommen sind diese Randvorkommen etwas mehr an ihren jeweiligen Standort angepaßt, typische Standortrassen werden jedoch nicht ausgebildet. Obwohl im dichten Hauptvorkommen die vegetative Vermehrung eine bedeutende Rolle spielt ist eine große genetische Diversität vorzufinden. Bäume die aus einem Mutterbaum hervorgegangen sind, also genmäßig identisch sind, sog. Ramnets, beschränken sich auf wenige Exemplare. Andererseits werden die Umweltbedingen in den östlichen und südlichen Randlagen deutlich ungünstig. Im Osten, also landeinwärts, treten stärkere Fröste auf und die Sommertrockenheit ist wesentlich ausgedehnter, ebenso ist die stärkere Hitze im Süden abträglich. In diesen Randlagen haben sich die Redwoods in weit zurückliegenden Perioden etabliert als das Klima noch wesentlich feuchter war. Das bedeutet, daß hier teilweise nur noch vegetative Vermehrung insbesondere nach Bränden stattfindet, da die Sämlinge im Sommer nicht in genügend feuchte Bodenschichten vordringen können. Diese Stamm- und Wurzelaustriebe sind anfänglich deutlich konkurrenzfähiger als Sämlinge da sie auf ein vorhandenes Wurzelsystem zurückgreifen können. In der Literatur finden sich allerdings Hinweise, daß nur aus Wurzelloden dauerhafte Bäume hervorgehen und Stockausschläge nur temporär gedeihen.
Männliche und weibliche Blüten mit altem Zapfen
AUSSAAT UND VERMEHRUNG
Männliche und weibliche Vermehrungsorgane sind am selben Baum vorhanden, so daß sogar ein einzeln stehender Baum keimfähige Samen produzieren kann - was man jedoch als Selbstung bezeichnet mit den entspechend negativen Folgen. Die Blüte findet im Winter von Dezember bis Februar statt. Aufgrund der heimatlichen Wintermilde ist dies kein Problem - in unseren Lagen schon. Nach stärkeren Frösten können die Blühanlagen beschädigt oder vernichtet werden. Dementsprechend dürfte bei uns eine größere Gefahr der Selbstung bestehen. In Unterensingen sind nach jetzt ca. 30 Jahren schon einige Zeit bei einigen älteren Exemplaren Zapfen gebildet worden - eine Naturverjüngung hat aber erwartungsgemäß nicht stattgefunden, schon allein weil die Keimfähigkeit nach ersten Proben gegen Null geht. In Deutschland wurden vereinzelt Naturverjüngung gefunden, so im Staatsforst Burgholz bei Wuppertal und unter einigen einzelnen Garten- oder Parkbäumen im milden Westdeutschland wie Bonn oder Hürth, die aber wohl Selbstung sind bzw. in Sondersituationen wie Plattenfugen gekeimt sind. Auch im noch milderen europäischen Ausland wie Großbritannien oder Frankreich gibt es nur ganz selten Naturverjüngung. Zu nennen sind in Großbrtannien einige Standorte in Südengland wie Brockenhurst in Hampshire, Maidenhead Cliveden Estate und Leighton Welspool. Diese Stationen haben Januarmittelwerte von 3,8°C bis 4,4°C, Arboretum Burgholz bei Wuppertal 1,1°C. In unseren mildesten Regionen mögen immer wieder Winter auftreten die den heimatlichen Verhältnissen nahe kommen - dennoch ist offenbar eine natürliche Verjüngung die absolute Ausnahme bei uns. Es wird ein offener frischfeuchter Mineralboden benötigt in absonniger Lage der einen geringen Eindringwiderstand hat, da die Keimwurzel sehr schwach ist. Im Heimatgebiet keimen die Sämlinge bereits im feuchten Winter. Sehr erschwerend ist die hohe Pilzanfälligkeit der jungen Sämlinge. So ging eine dichte gut keimende Aussaat des Altbaumes in Gleisweiler/Pfalz komplett durch die Umfallkrankheit verloren. Also möglichst keimfreies Substrat.
Im Gegensatz zu Redwood wurde beim vielverbreiteten Gebirgsmammutbaum noch nie Naturverjüngung unter Forstbedingungen gefunden. Die Samen von Altbäumen sind zwar zu 3-5% keimfähig, benötigen jedoch offenen Boden und eine leichte Überdeckung. Sämlinge könnten sich bei uns aber nur auf mehrjährig vegetationsfreien Flächen entwickeln da der Unkrautflora nicht gewachsen. Aufgrund von abweichend hohen Vegetationsniederschlägen bei uns stellt sich hierzulande sofort eine erstickende Vegetationsdecke ein.
Sämlinge im feuchten Waldboden
STECKLINGSVERMEHRUNG
In der Heimat ist sowohl Stammausschlag als auch Vermehrung durch Wurzelloden anzutreffen. Stecklinge können im Frühsommer als Neuaustrieb mit ca. 10-15cm Länge und einem kleinen Abschnitt zweijährigen Holzes gesteckt werden. Hierzu ist ein vorwiegend sandiges Substrat mit geringen Anteilen an Tormull oder vergleichbare Kunstprodukte zu verwenden. Es wird gespannte Luft benötigt. Für den Gehölzfreund reichen handelsübliche Kleingewächshäuschen die sich auf den Fentersims stellen lassen völlig aus. Ein Bewurzelungsmittel ist sehr förderlich. Nach einigen Monaten wird ein Kallus gebildet aus dem sich später hin feine Würzelchen bilden. Nach erfolgter Bewurzelung müssen die Pflänzchen gestäbt und aufgebunden werden. Grundsätzlich ist allerdings zu bedenken, daß bei der Stecklingsvermehrung Stecklingspflanzen erziehlt werden, die das altersbedingte Wuchsverhalten der Mutterpflanze wiederspiegeln. So haben z.B. Stecklinge aus dem obersten Wipfelbereich älterer Bäume kaum noch Wachstum blühen aber dagegen. Stecklinge von jüngeren Mutterbäumen bewurzeln sich viel leichter und auch das Wachstum sollte länger anhalten wobei hier die Stecklinge möglichst nahe des Erdbodens zu entnehmen sind.
Stammausschlag aus Burlgewebe
Wurzelausschläge neben Redwoodstamm Fotograph Norbert Martin
Redwoodcircle aus Wurzelloden eines abgestorbenen Altbaumes